Was Vertrieb mit Marathon und Dixi Klo zu tun hat

Was macht ein Plastikumhang in einer antrabenden Menschenmenge?
Er wickelt sich um etwas.
Um Füße zum Beispiel.
Um meine Füße um genau zu sein.
Direkt vor dem Start, etwa 20 Meter. Und was mache ich?
Ich stürze nach den Gesetzen der Physik, vorzugsweise frontal auf die Knie.

Was für ein schöner Start in den Tag!

Was für ein schöner Start in den Marathon.
In meinen ersten Marathon, übrigens.

Was für ein Schlamassel – Hose kaputt, schmerzende Knie und die ersten Blessuren noch vor dem ersten Kilometer!
Doch ich laufe trotzdem und denke: ‚…zur Not mit dem Knie unter dem Arm!’

Hoffentlich.

Was für eine Atmosphäre

Schräg vor mir rennen zwei Gentlemen im schwarzen Frack mit weißen Sträußchen am Zylinder. Die langen Rockschöße fliegen.
„Ist es Asthma oder Leidenschaft?“, lese ich auf dem schmalen Frauenrücken links.
Am Straßenrand stehen die Kölner und klatschen, klappern oder rufen.
Andere gucken nur. Ungläubig, gelangweilt, vergnügt oder ratlos.

Es ist alles dabei.

Köln ist hässlich

Marode Häuser, abgerissene Gebäude.

Bausünden aus den Siebzigern.

Heruntergekommene Mietwohnungen.

Ich sehe Decken vor den Fenstern, dort wo andere Gardinen haben.

Köln ist schön

Der Rhein, die Villen, der Grüngürtel.

Beeindruckende Grafittis.

Kleine Seen und Teiche, endlos lange Baumalleen und natürlich der Dom!

Lächeln! Laufen macht Spaß!

Erklärt mir ein Schild neben einer ernst dreinblickenden Frau.
„Adam, langsam“, ein Paar hält uns ein selbstgebasteltes Schild entgegen.
‚Wer ist Adam? Und warum soll er langsam laufen?’, spielt mein Geist eine Weile mit der Frage herum.

Vor mir läuft ein kleines Teufelchen. Rot angemalt, rot-schwarze Klamotten, rote Hörnchen an die Stirn geklebt.
Ich betrachte abwechselnd die Häuser, die Zuschauer und seinen roten, haarstoppeligen Hinterkopf. Schliesslich habe ich Zeit.
‚Juckt rote Farbe beim Laufen?’, wie ein Flummi hopst mein Geist hin und her.

Nun wird es eng

Die Stimmung ist gut, die Versorgungsstände sind beliebt.
Doch mir ist nicht nach trinken. Mir ist nach müssen.
Denn seit Kilometer 7,5 muss ich mal und jeden Kilometer ein wenig dringender.

An den ersten Büschen stehen Läufer in der typischen Haltung derer, die überall mal müssen können: Rücken zum Geschehen, stabiler Stand, Kopf gesenkt. Mädels sind nicht dazwischen, dafür reichen die Büsche wohl nicht.

So stehe ich also bei Km 20,5 vor einem Dixi Klo und warte. Es gibt nur zwei und die sind besetzt.
Denke ich.
Also warte ich.
Und warte.
Und warte.

Verdammt, die brauchen aber lange da drin!
Doch dann läuft einer an mir vorbei, greift beherzt an die Klotür und verschwindet in der leeren Toilette.
Mich trifft der Schlag!
Ein eindeutiges Zeichen: ich bin unterzuckert.

Was mich das gekostet hat?
Vier Minuten.
Vier Minuten!!
Das ist eine Menge.

Wie gut, dass es mein erster Marathon ist, da kommt es nicht auf die Zeit an, sondern aufs Ankommen.
Wie wir Erstmarathonis uns alle immer wieder versichern.

Trommelbands und Musik geben alles am Straßenrand und gehen direkt ins Blut

Bei jeder Band werde ich automatisch schneller.
Ich bin beeindruckt – nein, die Wahrheit ist: ich bin gepusht.
Meine Uhr piepst, zu oft bin ich schneller als geplant und so drossle ich mein Tempo.
Wieder und wieder und wieder. So wie meinem Laufcoach versprochen.
Denn einen will ich heute garantiert nicht kennen lernen: den Mann mit dem Hammer.

Adam, langsam“, erinnert mich wieder das Schild. Es ist gewandert.
Adam scheint das gleiche Problem zu haben.

„…und wenn es nicht mehr geht“, rät mir ein breiter Läuferrücken, “einfach weiterlaufen“.

Ich beginne die T-Shirts zu lieben

So viele Sprüche.
Die laufenden Omas
Einfach weiteratmen
Es ist wie Urlaub, nur mit Schmerzen
‚…willst du mich heiraten?’ – Der Rest eines Heiratsantrages. Den Anfang bekomme ich nicht zu sehen, denn der künftige Bräutigam ist schnell.

Dafür schaffe ich es, den König zu überholen. Die Krone wankt, aber sie hält.

Da ist sie wieder, die ernste Frau

„Lächeln! Laufen macht Spaß!“

Becher säumen die Straße, allmählich gibt es Bananen und magische Tränke, die Wunder wirken sollen.
Ein Miraculix schüttet einen Sack Pulver in einen großen Bottich, während sein Kompagnon mit einem mächtigen Löffel darin rührt.
Dampfwolken steigen über dem Gebräu auf. Flugs werden die kleinen Plastikbecherchen gefüllt und an gierige Läuferhände verteilt.

Der Puff an dem wir vorbeilaufen hat noch Feierabend.

Die Gebäude werden größer und erhabener, der Dom nähert sich

„Das sind ja nur noch 13km!“, rufe ich einem Helfer in der 29km-Kurve verwundert zu.
Der amüsiert sich lauthals. „Genau! Gleich biste da!“

Waden werden gedehnt, Beine geschüttelt, Gehpausen eingelegt, hastig weitergehumpelt. Geltütchen liegen überall verstreut.
Einer beugt sich über das Geländer und… ach, ich seh’ lieber nicht hin.

„Los Miriam, du schaffst das!“
Zuschauer am Rand rufen meinen Namen und feuern mich an. Eine Motivationswelle schießt durch mich hindurch.
Wie gut das tut!

So ist es: die besten Dinge kosten oft kein Geld und sind dennoch unbezahlbar.

Mich überholt eine Läuferin auf Krücken!
Ich bin von den Läufersocken.
Hatte ich sie nicht vor ein paar Kilometern überholt? Und mich da schon ordentlich gewundert, wie das funktionieren kann?
Unglaublich wie schnell sie auf ihren vier Beinen ist!
Ich bin schon mit meinen zwei Beinen vollauf beschäftigt.

„Adam, langsam.“
Der arme Adam, er ist noch nicht fertig. Sogar bei Kilometer vierzig! Ist es nun nicht Zeit, Tempo zu machen?

Mich packt der Übermut.
„Nur noch 2km, dann mache ich Schluss für heute“, erkläre ich einer verdutzten Mitläuferin bei Kilometer 40.
Ich habe eindeutig noch genug Körnchen.
Also hätte ich schneller sein können.
Oder müssen.

Doch es ist ja das erste Mal, da darf es Spaß machen

Ziel erreicht

Was soll ich sagen? Das hat mich inspiriert:

Irgendwo habe ich den Läuferspruch gelesen:
„Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, dann lauf Marathon.“

Da ist was dran. Doch ich würde noch weitergehen und sagen:

Wenn du wissen willst, was der Vertrieb noch für dich bereit hält, dann lauf einen Marathon.

Warum?
Und was hat Vertrieb mit einem Dixi Klo zu tun?

Dazu mehr in Teil 2 von “ Was Vertrieb mit Marathon und Dixi Klo zu tun hat“.

Am besten hier. In den nächsten Tagen.
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Viel Spaß beim Marathon

wünscht Ihnen Miriam Sowa